Herrn
Landrat Levonen
o.V.i.A.
Hildesheim, den 15.02.2018
Antrag zum Gymnasium Sarstedt
Sehr geehrter Herr Landrat Levonen,
der Kreistag hat 2017 grundsätzlich beschlossen, in Sarstedt ein neues Gymnasium neben dem bestehenden abrisswürdigen Gebäude zu errichten.
Für die Planung im Jahr 2018 sind 300.000 € eingesetzt worden.
Es ist höchste Zeit mit der vorbereitenden Planung zu beginnen. Denn diese ist unabhängig davon, auf welche Weise das Vorhaben realisiert wird.
Ziel ist dabei eine optimale Nutzerorientierung und Partizipation, der am Schulleben beteiligten Gruppen.
Diese Einstieg in die Planung trägt den Namen „Phase Null“. Sie dauert bei sorgfältiger Durchführung ca. 9 – 12 Monate.
Leider gibt es bei solchen Projekten oft nur eine „Phase Null light“, in der die standardisierten Fragen und Vorgehensweisen abgearbeitet werden. Sie stellt allerdings keine echte Partizipation dar.
Bei einem geplanten Projekt in der Größenordnung des Gymnasiums Sarstedt und seiner Bedeutsamkeit für die Stadt Sarstedt, den Nordkreis und dem Landkreis Hildesheim ist es geboten, äußerst sorgfältig und zukunftsorientiert in die Vorbereitungen und Vorüberlegungen einzusteigen.
Dieser Prozess ist von der Verwaltung unter Einbeziehung der Lehrer, Eltern, Schülern, Schulleitung, Politik und anderer möglicher Ideengeber zu steuern und zu bewältigen.
Hierzu ist bereits eine baubegleitende Planungsgruppe initiiert, die sich aus je 3 Vertreter/innen der SPD-Fraktion und CDU-Fraktion , je 1 Vertreter/in der übrigen Fraktionen, 5 Vertreter/innen seitens der Schule (Leitung, Lehrkräfte, Schüler, Eltern) sowie Vertreter aus der Verwaltung zusammensetzt. – Deren Arbeit beginnt im Wesentlichen, wenn die Phase Null beendet ist.
Idealerweise sollen auch weitere zukünftige Nutzer aus den Grundschulen und Kitas einbezogen werden. Eine möglichst frühe regionale Identifikation ist anzustreben.
Parallel ist zu berücksichtigen, dass fast zeitgleich der ähnlich aufwendige Prozess zur Abstimmung und Planung für die Digitalisierung der Schulen ablaufen soll.
Die Gruppe SPD-CDU schlägt daher vor, erfahrene Schulbauberater/innen einzubeziehen.
Hier bietet sich die Montag Stiftung an, die ähnliche Projekte bereits erfolgreich und zielführend unterstützt hat.
Der von der Montag Stiftung initiierte Film „Phase Null“ dokumentiert eindrucksvoll den integrierten Planungsprozess bei der „Geschwister-Scholl-Stadtteilschule“ in Hamburg.
Der Film bietet eine gute Orientierung und gibt einen Überblick über die vielfältigen Erfordernisse eines pädagogisch zukunftsorientierten Beteiligungs- und Planungsprozesses.
Die bisher übliche Abfolge:
1) Beschluss eine Schule zu bauen,
2) Finanzierung sichern,
3) Bildung einer baubegleitenden Arbeitsgruppe,
4) Architektenwettbewerb,
5) Architektenbeauftragung,
6) Ausschreibung der Gewerke,
7) Einweihung
ist nicht mehr verantwortbar – diese greift deutlich zu kurz.
Ein solches Vorgehen bezieht die zukünftigen Nutzer und die pädagogische Entwicklung der Nutzer nicht mit ein, sondern ist die eingangs genannte „Phase Null light“.
Neu muss in diese Abfolge die „Phase Null“ an „zweiter Stelle“ aufgenommen werden. Hier ist eine klare Abgrenzung zu der baubegleitenden Planungsgruppe vorzunehmen und darf nicht mit ihr verwechselt werden. – Diese Planungsgruppe baut auf den Ergebnissen der „Phase Null“ erst auf.
Die optimale Abfolge wäre daher:
1) Beschluss eine Schule zu bauen,
2) „Phase Null“
3) Finanzierung sichern,
4) Bildung einer baubegleitenden Planungsgruppe
5) Architektenwettbewerb,
6) Architektenbeauftragung,
7) Ausschreibung der Gewerke,
8) Einweihung
Selbstverständlich wird die Belastung durch eine Einbeziehung der Lehrerschaft und der Schulleitung in diese „ Phase Null“ erheblich sein.
Eine Anfrage/Bitte bei der Landesschulbehörde/Kultusministerium soll auf diese besondere Herausforderung hinweisen, und für die Dauer dieses Prozesses um zusätzliche Anrechnungsstunden für besondere Belastungen bitten.
Es wäre sicher sehr hilfreich, wenn die Erfahrungen, die die Geschwister-Scholl-Stadtteilschule Hamburg im Planungsprozess gemacht hat, auch für unsere Planungsgruppe nutzbar gemacht werden.
In einer Anfrage an die dortige Schulleitung sollte um diese Hilfestellung gebeten werden.
In Hannover ist die IGS Mühlenberg völlig neu erbaut und 2016 bezogen worden. Auch ihre Erfahrungen mit der „Phase Null“ dürften wertvoll und sicherlich von Nutzen sein. Die baubegleitende Lenkungsgruppe kann diese räumliche Nähe zur Vorbereitung nutzen und gleichzeitig entsprechende Kontakte aufbauen.
Die Verwaltung sollte bemüht sein, für die oben genannte Lenkungsgruppe alle zur Verfügung stehenden dienlichen Informationen zu beschaffen (s.u.).
Antrag :
1) Die Verwaltung bittet die Montag-Stiftungen ihr bei der Suche nach einem Team für die Entwicklung eines bedarfsgerechten und zukunftsorientierten Schul- und Raumkonzeptes zu helfen.
2) An die Landesschulbehörde/Kultusministerium wird ein Antrag um zusätzliche Anrechnungsstunden für besondere Belastungen ( s. Nds.ArbZVO § 16) bei der Planung und Durchführung des Neubaues Gymnasium Sarstedt gestellt.
3) Anfrage z.B. an die IGS Mühlenberg, die RBG Hildesheim ebenso an die Geschwister-Scholl-Stadtteilschule Hamburg, mit der Bitte um einen intensiven Erfahrungsaustausch.
4) Folgende Literatur ist zur Verfügung zu stellen.
- Schulen planen und bauen
- Leitlinien für leistungsfähige Schulbauten
- Phase Null-Der Film
- Fünfmal Phase Null.
Vorgenanntes Material kann über die Montag-Stiftung bezogen werden.
Mit freundlichen Grüßen
gez. Klaus Bruer Friedhelm Prior
Fraktionsvorsitzender Fraktionsvorsitzender
SPD-Kreistagsfraktion CDU-Kreistagsfraktion